kuckucksnest


Wien 2010 Diplomarbeit

DAS KUCKUCKSNEST
Ein Nachtclub in Wien

Betreuer: Arch. Mag. arch. SIA Hannes Stiefel
Institut für Experimentelle Architektur ./studio3
Univ. Prof. Architekt DI Volker Giencke

 

Das englische Wort cuckoo bedeutet närrisch, verrückt.

Im Film “One flew over the Cuckoo’s Nest” ist das Kuckucksnest die Bezeichnung für eine psychiatrische Anstalt, also ein Ort, an dem sich sogenannte Verrückte aufhalten. Ein Ort, an dem andere Regeln gelten, Verhaltensweisen Platz finden, die normalerweise von der Gesellschaft nicht toleriert werden.

Das Kuckucksnest ist ein Nachtclub in Wien.

Hier ist alles möglich und unmöglich. Er ist ein Raum für das Unbewusste, das Verdrängte, für versteckte Wünsche, Träume und Ängste. Ein Ort an dem man die Grenzen der Normalität überschreiten kann.

Grundlage der Fragestellung war das Bild der Idylle als Konstrukt, als Projektionsfläche einer subjektiven Sehnsucht.

Die Auseinandersetzung mit den Faktoren die ein idyllisches Bild generieren und idyllische Vorstellungen hervorrufen können standen dabei im Vordergrund.

Der Bauplatz ist eine Brachfläche am Gaudenzdorfer Gürtel in Wien. Der Ort stellt einen Ausschnitt eines Bildes einer Idylle dar. Eine Insel, eine kleine Wildnis umgeben von mehrspurigen Strassen.

Ein Zwischenort in der Stadt, der unprogrammiert ist. Wegen eines Gaswerks, das 1911 abgerissen wurde und dessen Überreste sich noch im Boden befinden ist die Erde durch Cyanid, Phenol, Ammonium und Teer vergiftet.

Der Ort, das Toxic Territory, bleibt unangetastet. Die kontaminierten Bereiche wurden zugeschüttet, sollten vergessen werden. Wildblumen überwuchern ihn. Die Stadt verdrängt ihre Geschichten. Sie sind nicht mehr sichtbar. Eine instabile Oberfläche. Der verseuchte Boden ist nicht wahrnehmbar, bleibt verborgen. Ein Defekt. Eine Störung. Ein “Unfall”. Eine Unregelmässigkeit im gleichförmigen Ablauf. Ein Fehler als Auslöser für die Entstehung eines Idyllensplitter.

Der kontaminierte Boden ist der Idyllengenerator. Der Ort ein Sinnbild für das Unbewusste der Stadt.

Hier entsteht das Kuckucksnest.

Der Nachtclub ist ein Ort an dem die innersten Wünsche und Sehnsüchte ausgelebt werden können. Der Ausnahmezustand wird zum Regelfall. Eine Zwischenzone in der Dinge passieren können die sonst nicht möglich sind. Ein Darkroom, in dem man unbeobachtet und anonym ist. Ein Ort des Rausches, des Tanzes, der Erotik, der Ekstase und des Exzesses.

Die Begegnung mit seinem dunklen Doppelgänger. Der Körper ist das Interface zum Unbewussten. Der Körper bewegt sich im Raum, er inhaliert ihn. Der Körper wird Teil der Architektur, er tanzt, schwitzt, schreit. Er lässt sich treiben, verliert die Kontrolle. Eine Reise ins innere Universum. Die wagemutigste und gefährlichste Reise.

 

“Zweimal ging ich mein Leben in allen Einzelheiten durch, aber die Rückschau war ergebnislos, und ich musste mir meine Unwissenheit eingestehen, da sagte ich zu mir: ‘Ich weiss gar nichts, dass ich jetzt einfach das tue was mir einfällt. Dann überliess ich mich bewusst den Impulsen des Unbewussten.” C.G. Jung

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